Digitale Bürger-Apps entwickeln sich zunehmend zu einem zentralen Instrument der modernen Verwaltung. Am Beispiel der Kreisstadt Kelheim mit rund 17.000 Einwohnern wird sichtbar, wie eine Kommune ihre Kommunikation und Services in eine mobile Anwendung verlagern kann – und welchen Mehrwert das für Bürgerinnen, Bürger und Gäste bringt.
Die App bündelt zahlreiche Lebensbereiche: aktuelle Nachrichten aus dem Rathaus, einen Veranstaltungskalender mit bis zu mehreren hundert Einträgen pro Jahr, Vereinsinformationen aus über 150 aktiven Vereinen, Abfallkalender mit Push-Erinnerungen, ÖPNV-Verbindungen in Echtzeit, Informationen zu Ärzten und Apotheken sowie einen digitalen Bürgerservice. Besonders hervorzuheben ist die Nachbarschaftshilfe „Bürger helfen Bürgern“, die ehrenamtliches Engagement und Hilfsangebote strukturiert zusammenführt.
Technisch setzt die App auf die plattformübergreifende Lösung Apache Cordova, wodurch sie sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verfügbar ist. Die Kosten für die Veröffentlichung in den Stores belaufen sich auf einmalig 25 Dollar bei Google sowie 99 Dollar jährlich bei Apple. Ergänzt wird dies durch ein Betreuungskonzept, das eine 24/7-Aktualisierung und inhaltliche Pflege sicherstellt – ein entscheidender Faktor, um dauerhaft Relevanz zu behalten.
Die Einführung der App war kein Selbstläufer. Verzögerungen ergaben sich unter anderem durch die parallele Neugestaltung der städtischen Homepage sowie fehlende verbindliche Zeitpläne. Solche Projekte zeigen: Ohne klare Verantwortlichkeiten, definierte Meilensteine und ausreichende Ressourcen besteht die Gefahr, dass der Rollout stockt.
Für die Zukunft ist das Potenzial enorm. Geplant sind QR-Codes an Sehenswürdigkeiten, mit denen Besucher direkt Zusatzinformationen abrufen können, Online-Reservierungen in der Gastronomie sowie eine stadtweite digitale Kundenkarte („Kelheim-Card“), mit der Bürger Treuepunkte sammeln und Vergünstigungen nutzen können. Auch die Integration in Smartphone-Kalender wird angestrebt, sodass Nutzer automatische Erinnerungen an Müllabholungen oder Veranstaltungen erhalten.
Ein Vergleich mit größeren Städten zeigt, wie unterschiedlich die Ansätze sind. Während München eine mehrsprachige White-Label-Lösung nutzt, setzt Kelheim auf eine maßgeschneiderte App mit klarer lokaler Identität. Beiden gemeinsam ist die hohe Bedeutung von Benutzerfreundlichkeit und Design – entscheidend, damit auch weniger digital-affine Nutzergruppen eingebunden werden.
Die wichtigste Erkenntnis: Eine Bürger-App ist dann erfolgreich, wenn sie echten Alltagsnutzen stiftet, einfach zu bedienen ist und regelmäßig gepflegt wird. Zahlen verdeutlichen dies: Je mehr relevante Inhalte verfügbar sind und je stärker Funktionen wie Push-Nachrichten, ÖPNV-Echtzeitdaten oder Vereinsinformationen eingebunden werden, desto höher ist die Nutzungsfrequenz. Kommunen, die eine solche App konsequent als zentrale Plattform verstehen, schaffen es, Verwaltung und Stadtleben digital näher zusammenzuführen.
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